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*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.

TdS Vortragsreihe »Von Sinnen« 2013*

Wissen und Erinnern
Über die Anfänge des menschlichen Gedächt­nisses

Vortrag von Prof. Dr. Monika Knopf

Seit langem interessiert sich die psychologische Forschung für die Frage, was wir frühzeitig im Leben erlernen und im Gedächtnis verwahren, was also frühe Gedächtniseinträge von Babys sind. Aus der Frühzeit der Forschung zu dieser Frage ist die Beobachtung besonders bekannt geworden, dass Erwachsene sich nicht an ihre Erlebnisse aus den ersten 2 bis 3 Lebensjahren erinnern können, eine Schwierigkeit, die als »kindliche Amnesie« bezeichnet wurde. Zeigt diese Erinnerungsschwierigkeit an, dass das menschliche Gedächtnis in den ersten Lebensjahren noch überhaupt nicht »funktionstüchtig« ist, dass also möglicherweise in diesem Lebensaltersabschnitt noch keine (dauerhaften) Einträge ins Gedächtnis erfolgen? Oder zeigt es, dass frühe Gedächtniseinträge »verdrängt« werden, so dass später nicht mehr auf sie zugegriffen werden kann? Oder ist diese Beobachtung vielleicht noch anders zu bewerten?

Die Beantwortung der Frage nach der Erinnerungsschwierigkeit Erwachsener für frühe Erlebnisse wie genereller der Frage zur Entwicklung des Gedächtnisses in den ersten Lebensjahren ist neuerdings unmittelbarer möglich als dies früher der Fall war, da es zwischenzeitlich gelungen ist, einfache Aufgaben und Messmethoden für das Gedächtnis von Babys zu entwickeln. Dadurch wurde es möglich, bereits bei Kindern ab ca. der 10. Lebenswoche »Gedächtnis« zu untersuchen und die Speicherung früh erlernter Gedächtnisinhalte zu verfolgen. Diese nicht-sprachlichen Lern- und Gedächtnisaufgaben zeigen, dass das Gedächtnis von Babys und Kleinkindern in bestimmten Bereichen erstaunliche Ähnlichkeiten mit dem Gedächtnis Erwachsener hat, in anderen Bereichen jedoch erst sukzessive seine Arbeit aufzunehmen scheint. Daraus leitet sich eine moderne Erklärung für die Erinnerungsschwierigkeit Erwachsener an ihre frühen Erlebnisse ab.