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Der Sitz des Geistes und das Unbewusste
Philosophische Probleme im Lichte situierter Ansätze

Online-Vortrag von Prof. Dr. Beate Krickel

Die moderne Kognitionsforschung geht davon aus, dass viele oder gar alle geistigen Aktivitäten unbewusst stattfinden können: Blindsight-Patienten können auf Stimuli reagieren, die sie nicht sehen; wir alle haben unbewusste Vorurteile gegen unterschiedliche soziale Gruppen; und um uns besser zu fühlen, manipulieren wir häufig unsere Überzeugungen, ohne dass wir das merken. Aber was genau macht diese unbewussten Prozesse zu geistigen Prozessen? Ist zum Beispiel unbewusste Wahrnehmung tatsächlich Wahrnehmung? Eine klassische Antwort auf diese Frage lautet: Bewusste und unbewusste geistige Prozesse haben gemeinsam, dass sie repräsentational sind. Zum Beispiel haben meine bewusste Wahrnehmung der Computertastatur vor mir und meine unbewusste Wahrnehmung des Tisches darunter gemeinsam, dass sie ein Objekt als Gehalt haben – die Tastatur bzw. den Tisch. Dieser Gehalt ist, was sie zu geistigen Prozessen bzw. in diesem Fall zu Wahrnehmungsprozessen macht. Für Vertreterinnen und Vertreter sogenannter situierter Ansätze stellt sich jedoch eine Herausforderung: Eine ihrer zentralen Thesen ist, dass Repräsentationen und mentale Gehalte keinen Platz in einer Theorie des Geistes haben. Ist die Redeweise vom unbewussten Geist im Kontext situierter Ansätze dann überhaupt sinnvoll? In dem Vortrag wird es um diese Herausforderung gehen. Es wird darin ein neuer Vorschlag präsentiert, wie situierte Ansätze mithilfe der Neurowissenschaft den unbewussten Geist sinnvoll beschreiben können.

Bildquelle: Wikimedia Commons/Dllu [CC BY-SA 4.0]

Symposium 2020: Abstracts in der Reihenfolge des Programms

John-Dylan Haynes: Dem Geist auf der Spur

Lars Muckli: Das Gehirn als Vorhersage­maschine

Wolf Singer: Natürliche und künstliche Intelligenz

Herta Flor: Körperrepräsentation und Schmerz

Joachim Bauer: Akteur des Geistes

Moritz Helmstaedter: Connectomics – Karten des Denkens

Grischa Merkel: Lieber nicht denken?

Achim Stephan: Situierte Affektivität

Beate Krickel: Der Sitz des Geistes und das Unbewusste

Claus-Christian Carbon: Ist der leiblose Geist ein seelenloser Körper?

Bigna Lenggenhager: Körper und Kognition

Holger Lyre: Der erweiterte Geist

Podiumsdiskussion: Ein Gehirn denkt nie allein