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*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.

TdS Vortragsreihe »Von Sinnen« 2013*

Alles Konstruktion! Oder nicht?
Kant meets Darwin

Vortrag von Prof. Dr. Eckart Voland

Bekanntlich hatte Immanuel Kant gelehrt, dass »die Dinge an sich« nicht erkennbar seien, denn unser Erkenntnisapparat entscheidet im Zusammenspiel mit kognitiven Strategien der Informationsverarbeitung, wie wir die Welt wahrnehmen. Bilder entstehen ausschließlich im Gehirn, und zwar nur im eigenen – genauso wie alle anderen Formen von Bedeutung. So gesehen konstruieren wir uns die Welt, in der wir leben, und zwar jeder einzelne für sich. Informationsaustausch ist nicht möglich. Folglich gibt es so viele Welten, wie es konstruierende Gehirne gibt. Und diese Welten sind so unterschiedlich, wie die Gehirne unterschiedlich sind, die sie hervorbringen. Wir sind unentrinnbar im Subjektiven verhaftet, und deshalb scheint auf nichts Verlass, auch nicht auf das, was zur unverzichtbaren Basis unserer alltäglichen Lebenspraxis gehört: dass es Farben gibt oder Zeit, ein substanzielles Ich, eine Unterscheidung von Gut und Böse oder auch Freiheit. Letztlich ist nicht einmal sicher, dass es überhaupt eine Welt außerhalb unseres Bewusstseins gibt. Alles scheint kontingent und beliebig. Andererseits gilt seit Charles Darwin, dass der Affe, der keine realistische Vorstellung von dem Ast hatte, nach dem er sprang, bald ein toter Affe war und deshalb nicht zu unseren Vorfahren gehört. Sind wir durch die Evolution also zu Realisten geformt? Aber wie kann das sein, wenn doch die »Dinge an sich« nicht erkennbar sind? Wie passen Kant und Darwin zusammen?