Symposium TdS 2013* | Das Ich im Hirnscanner – Fakt und Fiktion beim Auslesen (un-)bewusster Gedanken
06.10.2013, 09:00 - 09:45
*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.
Das Ich im Hirnscanner
Fakt und Fiktion beim Auslesen (un-)bewusster Gedanken
Vortrag von Prof. Dr. John-Dylan Haynes
Die Möglichkeit, die Gedanken einer Person zu lesen, hat Menschen seit alters her fasziniert. Mit modernen Hirnscannern, den Kernspintomographen, ergibt sich nun die Möglichkeit zu einem direkten Blick ins Gehirn. Computer können dazu trainiert werden, mit einer beachtlichen Genauigkeit die Gedanken einer Person aus ihrer Hirnaktivität zu entschlüsseln. Obwohl die Auflösung der Hirnscanner begrenzt ist, können sogar unbewusste Denkprozesse und freie Entscheidungen aus den Hirnaufnahmen ausgelesen werden. Allerdings ist diese Forschung vom echten Gedankenlesen noch weit entfernt. Das wichtigste Problem ist, dass wir erst noch lernen müssen, die Sprache des Gehirns, den Gedankenkode, zu verstehen. Viele Fragen stellen sich: Ändert sich der Gedankenkode im Laufe des Lebens oder von Person zu Person? Was passiert, wenn sich verschiedene Gedanken in unserem Gehirn überlagern? Wie kann man die komplexe Sprache menschlicher Gedanken prinzipiell durch Hirnprozesse erklären? Und sollte man – aus ethischen Gründen – überhaupt den Blick in das Gehirn wagen, und damit die geschützte mentale Privatsphäre betreten?