Symposium TdS 2011* | Gehirn und Freiheit – Wir können frei sein, auch wenn unsere Entscheidungen auf neuronalen Prozessen beruhen
15.10.2011, 14:00 - 14:45
*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.
Gehirn und Freiheit
Wir können frei sein, auch wenn unsere Entscheidungen auf neuronalen Prozessen beruhen
Vortrag von Prof. Dr. Ansgar Beckermann
Viele Neurowissenschaftler bestreiten, dass wir über einen freien Willen verfügen. Eines ihrer Argumente lautet, dass unsere Entscheidungen gar nicht von uns selbst, sondern von unseren Hirnen gefällt werden. Wer so argumentiert, setzt aber voraus, dass es eine Konkurrenz zwischen mir und meinem Hirn gibt. Und diese Annahme wiederum beruht auf einem Cartesischen Verständnis von Personen: Da gibt es auf der einen Seite meinen Körper, zu dem auch mein Hirn gehört, und auf der anderen Seite mich – vielleicht sogar mein Ich. Doch dieses Verständnis ist falsch, und Willensfreiheit setzt nicht voraus, dass mein Ich Entscheidungen fällen kann unabhängig davon, was in meinem Hirn vorgeht. Vielmehr beruht Willensfreiheit darauf, dass ich zwei Fähigkeiten besitze – die Fähigkeit, vor dem Handeln innezuhalten und zu überlegen, und die Fähigkeit, dem Ergebnis dieser Überlegung gemäß zu handeln. Diese Fähigkeiten kann ich aber auch besitzen, wenn meine Entscheidungen auf neuronalen Prozessen beruhen.