
Symposium TdS 2013* | Mein Hirn, Dein Hirn, das simulierte Hirn – Individuelle Vielfalt aus der Sicht der Neuroanatomie
05.10.2013, 09:45 - 10:30
*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.
Mein Hirn, Dein Hirn, das simulierte Hirn
Individuelle Vielfalt aus der Sicht der Neuroanatomie
Vortrag von Prof. Dr. Katrin Amunts
Interindividuelle Variabilität in Hirnbau und Funktion wird von vielen Wissenschaftlern als Störfaktor gesehen, den man in seinen Experimenten möglichst »klein halten« oder später »herausrechnen« sollte. So möchte man letztlich zu allgemeinen Aussagen über eine bestimmte kognitive Leistung oder ein strukturelles Organisationsprinzip gelangen.
Mit diesem Ziel werden in funktionell bildgebenden Untersuchungen zum Beispiel Stichproben von männlichen Probanden genommen – alle Mitte 20 und vielleicht auch noch alle weiteren Studenten. Von diesen Ergebnissen wird dann auf das menschliche Gehirn im Allgemeinen geschlossen. In epidemiologischen Untersuchungen werden nicht-selektierte, große Populationen untersucht, die bis in die Zehntausende oder Hunderttausende gehen können. Somit kann in diesen Stichproben nur ein Bruchteil von Hirnprozessen analysiert werden.
Bei beiden unterschiedlichen Forschungsansätzen lautet die Frage, was interindividuelle Variabilität in der Ausprägung eines bestimmten Gehirnmerkmals mit Persönlichkeit oder Verhalten zu tun hat. Der hier vorgestellte Ansatz ist als interindividuelle Variabilität im Bau des Gehirns in seinen verschiedenen Organisationsebenen als Korrelat der Variabilität mentaler Leistungen zu betrachten.
Es wird dargestellt, wie sich interindividuelle Variabilität des Hirnbaus zeigt – in der zellulären Architektur, der molekularen Architektur und der Konnektivität. Schließlich werden Beispiele zeigen, dass es sowohl für relativ einfache, motorische Funktionen als auch für einige komplexere Verhaltensweisen aus dem Bereich der Sprache durchaus Hinweise dafür gibt, welche Auswirkungen Hirnstruktur auf Funktion, sich ändernde Strukturen auf Änderungen der Hirnfunktionen und umgekehrt haben.
