TdS Humanistische Tagung 2008*

Ethik für nackte Affen
Vom neuen Atheismus zum neuen Humanismus

Vortrag von Dr. Michael Schmidt-Salomon

Seit etwa einem Jahr ist der sog. »neue Atheismus« in aller Munde. Magazine wie Spiegel und Stern widmeten dem Thema Titelgeschichten und auch in Rundfunk und Fernsehen wurde zu besten Sendezeiten über den vermeintlichen »Kreuzzug der neuen Atheisten« debattiert. Bedauerlicherweise ging dabei unter, dass es den neuen (d.h. vor allem: naturalistisch argumentierenden) Atheisten nicht bloß um die Frage nach Gott geht. Denn nicht nur die traditionellen Gottesvorstellungen, sondern auch die traditionellen Menschenbilder sind durch die naturalistische Entzauberungswelle ins Wanken geraten. Die Folgen sind gravierend – nicht zuletzt auch für die ethische Debatte: Wenn der naturalistisch entzauberte Mensch, wie alle anderen Lebewesen auch, Naturgesetzen unterworfen ist, wenn er sich nicht mehr auf seine angeblich »frei schwebende, autonome Vernunft« berufen kann, welchen Sinn machen dann noch Begriffe wie »Freiheit« und »Würde«, »gut« und »böse«? Wie verhalten sich Naturalismus und Ethik, also die Forderungen nach »Hominisierung« und »Humanisierung«, zueinander? Auf diese Fragen muss der »neue Humanismus« Antworten geben. Der Vortrag versucht, einige Überlegungen in diese Richtung zu skizzieren.