Die Düfte der modernen Welt – Molekulare Detektivarbeit beim Erforschen neuer Geruchsstoffe
05.05.2015, 19:30 - 21:00
*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.
TdS Vortragsreihe »Von Sinnen« 2015*
Die Düfte der modernen Welt
Molekulare Detektivarbeit beim Erforschen neuer Geruchsstoffe
Vortrag von Prof. Dr. Andrea Büttner
Gerüche und Aromen in Lebensmitteln und kosmetischen Produkten oder Reinigungsmitteln sind uns allgegenwärtig und liefern eine fortwährende Spielwiese für Entwicklungen, Anpassungen und Optimierungen. Daneben spielen Gerüche jedoch in verschiedensten weiteren Alltagssituationen eine oft bedeutsame Rolle, wobei unser moderner Lebensstil und die ständig zunehmende Entwicklung neuartiger Materialien wie Kunststoffen, Pigmenten, Baustoffen und vielen mehr zur Folge hat, dass wir Geruchsstoffen in oft ungewohntem oder unerwarteten Kontext oder sogar neuartigen Geruchsstoffen mit uns nicht vertrauten Geruchseigenschaften begegnen. Neben der Frage nach der physiologischen Bedeutung dieser Substanzen werden somit variantenreiche Analyseverfahren zur Detektion, Identifizierung und quantitativen Erfassung zunehmend bedeutsam.
Vielfach genutztes und kaum ersetzbares Basisprinzip der Charakterisierung von Geruchsstoffen ist schon seit einigen Jahrzehnten die Koppelung der verschiedensten chromatographischen Trennmethoden zur Aufschlüsselung der Einzelkomponenten eines Geruchs oder Aromas mit sogenannten olfaktometrischen Methoden: Das heißt, man nutzt hierbei den Menschen als Detektionssystem, da er auf Grund seiner sehr spezifischen Geruchsempfindlichkeit und selektiven Riechfähigkeiten bisher kaum durch instrumentelle Verfahren ersetzbar ist.
Komplexe Substanzgemische können somit, nach entsprechender Trennung in ihre Bestandteile, durch »Abriechen« detektiert und in ihrer Geruchsintensität bewertet und zielgerichtet identifiziert werden. Diese Vorgehensweise hat in der Vergangenheit die Neuentdeckung und Bewertung verschiedenster natürlicher Geruchsstoffe wesentlich beschleunigt, aber auch dazu beigetragen, dass eine Vielzahl von Fehl- und Störgerüchen, wie z.B. aus Plastik- oder Verpackungsmaterialien, Papier und Karton, oder auch Baumaterialien eindeutig identifiziert werden konnten, und dies, wenngleich viele der ursächlichen geruchspotenten Substanzen oft extrem niedrig konzentriert oder schwierig aus der Probenmatrix zu isolieren sind. Erst diese molekulare Detektivarbeit ermöglicht es, zielgerichtet Vermeidungs- und Optimierungsstrategien zu entwickeln, und damit den Zeit- und Kostenaufwand bei der Lösung von Fragestellungen im Zusammenhang mit Geruch effizient zu reduzieren.