Symposium TdS 2015* | Von Demütigung zu Terror und Krieg – Erniedrigung kann zu Gewalt führen, kann sie auch zu Liebe führen?
11.10.2015, 09:45 - 10:30
*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.
Von Demütigung zu Terror und Krieg
Erniedrigung kann zu Gewalt führen, kann sie auch zu Liebe führen?
Vortrag von Dr. Dr. Evelin Lindner
Psychischer Schmerz wird im Gehirn wie physischer Schmerz verarbeitet und das Erleben anderer kann wie eigenes Erleben erfahren werden. Wenn andere Menschen Demütigung, Erniedrigung und Kränkung erleiden, auch wenn es geographisch weit entfernt ist, kann es wie eigene Verletzung gefühlt werden. Seit Medien und Internet das Leiden anderer immer näher bringen, wird dieses Phänomen verstärkt. Gefühle von Demütigung können zu Apathie und Depression, aber auch zu Gewaltbereitschaft führen. Nicht nur Deutschlands Geschichte zeigt, dass mit Hilfe von kollektiven Demütigungsnarrativen die Enttäuschung Einzelner so gebündelt werden kann, dass ganze Völker in den Krieg und das Begehen von Völkermord und Terror geführt werden können. Bewusstseinsbildung im Sinne eines Dietrich Bonhoeffer, Paulo Freire oder Nelson Mandela hingegen kann helfen, von einer Kultur des Krieges, in der Demütigung anderer als Lösung gesehen wird, zu einer Kultur der globalen Einigkeit zu gelangen, in der kulturelle und ökologische Vielfalt im Kontext gleicher Menschenwürde für alle gedeihen kann. Wissenschaftler, die die Einsicht und Demut besitzen, sich ihrer gesellschaftlichen Abhängigkeit und Verantwortung bewusst zu sein, können dabei helfen.