Symposium TdS 2011* | Wert, Sinn und Zweck des Normativen – Willensfreiheit aus forensisch-psychiatrischer Sicht
15.10.2011, 16:00 - 16:45
*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.
Wert, Sinn und Zweck des Normativen
Willensfreiheit aus forensisch-psychiatrischer Sicht
Vortrag von Dr. Adelheid Kastner
Der Vortrag befasst sich mit den Auswirkungen der aktuellen Debatte über die Willensfreiheit, v.a. im forensisch-psychiatrischen und daher auch strafrechtlichen Bereich. Reichen die vorliegenden Erkenntnisse aus, um die geltenden Grundlagen des gesellschaftlichen Konsenses in Frage zu stellen und das Konzept von Eigenverantwortung und folglich Schuld zu verwerfen? Das herrschende Strafrecht, das Willensfreiheit und daher Schuldfähigkeit voraussetzt, definiert nicht etwa den Begriff des freien Willens, sondern die Zustände, in denen dieser zugeschriebene Wille aufgehoben sein kann, legt also nur Ausnahmen von einer prinzipiell gültigen Regel fest. Strafrecht ist normativ, die Debatte um Determinismus versus Willensfreiheit hingegen ist spekulativ und kann bei Weitem nicht als endgültig gelöst angesehen werden. Vor dem Hintergrund der Folgen einer potentiellen Entscheidung für ein determiniertes Weltbild ist daher zu hinterfragen, welche Konsequenzen daraus erwachsen, ob die vorliegenden Ergebnisse ausreichen, eine solche weit reichende Entscheidung zu rechtfertigen und vor allem, in mehrfacher Hinsicht, ob wir alle das »wollen« können.