Symposium TdS 2014* | Soziale Entdecker in Windeln – Wie andere Menschen unsere Objektverarbeitung schon im Säuglingsalter prägen
27.09.2014, 14:00 - 14:45
*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.
Soziale Entdecker in Windeln
Wie andere Menschen unsere Objektverarbeitung schon im Säuglingsalter prägen
Vortrag von Prof. Dr. Sabina Pauen
Babys nehmen ihre Umwelt von Geburt an mit allen Sinnen wahr. Schon früh ordnen sie Erfahrungen mit der dinglichen Welt auch in Kategorien. Dabei scheinen Menschen und Tiere von besonderem Interesse zu sein: Bereits Neugeborene zeigen eine angeborene Präferenz für Gesichter. Rasch lernen sie, die emotionalen Gesichtsausdrücke anderer Menschen zu lesen und ihr Blickverhalten genau zu analysieren. Wie unsere eigene Forschung zeigt, wird Objektinformation bereits ab vier Monaten anders verarbeitet, wenn das Kind sieht, wie sein Gegenüber das Zielobjekt betrachtet. Bei den ganz Kleinen spielt der emotionale Gesichtsausdruck dabei eine entscheidende Rolle, aber ab neun Monaten wird auch die Objektart berücksichtigt. Ist das Zielobjekt zum Beispiel eine Schlange oder Spinne, so hat ein ängstlicher Gesichtsausdruck viel mehr Wirkung als wenn es sich um eine Blume, einen Fisch oder ein Spielzeug handelt. Gegen Ende des ersten Lebensjahres können Kinder am Blickverhalten einer anderen Person sogar erkennen, für welche Kategorie von Objekten sich ihr Gegenüber besonders interessiert. Begrüßt eine andere Person das Baby, schaut ihm in die Augen und spricht mit betonter Sprache, bevor sie sich einem Gegenstand zuwendet, so nimmt das Kind intuitiv an, dass ihm nun etwas über die fragliche Objektkategorie beigebracht werden soll. Wie alle bisherigen Beispiele belegen, spielen soziale Informationen beim Objektlernen schon im ersten Lebensjahr eine zentrale Rolle. Der Vortrag zeigt auch, wie wir zu diesen Erkenntnissen gekommen sind und diskutiert die Bedeutung der Befunde für Erziehungsfragen.