Symposium TdS 2013* | Narkose, Koma, Wachkoma – Erkenntnisse zum »abgeschalteten« Bewusstsein
05.10.2013, 14:45 - 15:30
*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.
Narkose – Koma – Wachkoma
Erkenntnisse zum »abgeschalteten« Bewusstsein
Vortrag von Prof. Dr. Frank Erbguth
Es gibt unterschiedliche Zustände, in denen unser Bewusstsein »abgeschaltet« zu sein scheint: (1) in natürlicher Weise im Schlaf (griech. »Hypnos«; in der Antike der Bruder des Todes Thanatos und Vater der Träume), (2) bei Schädigungen des Gehirns im Koma (griech. »tiefer Schlaf«) und (3) bei einer Narkose (»künstliches Koma«) in Form unterdrückter Hirnaktivität durch zugeführte Substanzen. Der Begriff »Wachkoma« ist unglücklich gewählt, da er zwei widersprüchliche Zustandsbezeichnungen enthält. Gemeint ist die Kombination geöffneter Augen als Signal für Wachheit bei gleichzeitig komplett aufgehobener Reaktivität als Zeichen der Bewusstlosigkeit (= Koma). Oft besteht eine Begriffsverwirrung bei der korrekten Bezeichnung von Gehirnschädigungen mit Auswirkungen auf Wachheit und Bewusstsein: die Bedeutungen von »Koma«, »Wachkoma«, oder sogar dem »Hirntod« werden vermischt oder verwechselt. Neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung stellen einige Inhalte der bisherigen Konzepte von Schlaf, Narkose, Koma und Wachkoma in Frage und werden in einem Überblick erläutert. Befunde, die darauf hindeuten, dass bei schwerer Hirnschädigung trotz fehlender Reaktion noch »Reste« von Bewusstsein im Gehirn verborgen sein könnten, haben enorme ethische Implikationen beispielsweise auf die Frage der Einstellung der künstlichen Ernährung (z.B. »Fall« Terry Schiavo 2005) und werden kontrovers diskutiert.