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*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.

Die Biologie des Vergebens
Was im Gehirn passiert, wenn wir verzeihen

Vortrag von Dr. Angela Merkl

Die Fähigkeit zu vergeben ist eine fundamentale Verhaltensantwort auf Konflikte und stellt eine wichtige Voraus­setzung für die Wiederherstellung von kooperativem Verhalten dar. Vergeben als prosoziales Verhalten spielt eine zentrale Rolle bei der Bewältigung von Kränkungen und Verletzungen und bildet die Basis für die Wiederherstellung geschädigter Beziehungen. Die neurobiologischen Mechanismen, die der Vergebung zugrunde liegen, sind jedoch bisher weitgehend unbekannt. Die Aufklärung der Mechanismen prosozialen Verhaltens hat nicht nur große gesundheitspolitische Relevanz bei der Behandlung von z.B. depressiven Störungen, sondern kann auch zu einem weiteren Verständnis bei z.B. Patienten mit Migrationshintergrund oder religiösen Minderheiten beitragen. Vergeben wird als ein komplexer Prozess verstanden, in dem kognitive, emotionale, motivationale und relationale Faktoren interagieren. Diese Faktoren haben einen Einfluss auf unser Verhalten. Die Bereitschaft zu vergeben ist mit positiven Folgen für die Person und ihre sozialen Beziehungen verbunden. Personen mit hoher Vergebensbereitschaft neigen z.B. weniger zu habituellem Ärger, Feindseligkeit und ruminativen Gedanken in Reaktion auf eine interpersonale Verletzung. Außerdem wurde in nicht-klinischen Studien ein negativer Zusammenhang zwischen der Bereitschaft zu verzeihen und depressiven Symptomen berichtet, sowie ein positiver Zusammenhang zwischen zwanghaften Persönlichkeitsmerkmalen und Rachemotiven. In einer bildgebenden Studie untersuchten wir gezielt, inwieweit die Nähe zum eigenen romantischen Partner im Vergleich zu einer unbekannten Person modulierend auf die Bereitschaft wirkt, einem Anderen zu vergeben. Vermutlich spielt ein eigenes neuronales Netzwerk in Regionen des Frontalhirns eine bedeutende Rolle, die mit »Mentalisierungsfähigkeiten« und Emotionsregulation im Zusammenhang stehen.