Das ästhetische Aha! Wie Kunst uns belohnt, auch wenn sie unlösbare Rätsel aufgibt
19.04.2016, 22:30 - 23:00
*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.
TdS Vortragsreihe »Von Sinnen« 2016*
Das ästhetische »Aha!«
Wie Kunst uns belohnt, auch wenn sie unlösbare Rätsel aufgibt
Vortrag von Dr. Claudia Muth
Studien aus dem Bereich der psychologischen Ästhetik zeigen häufig, dass wir symmetrische und vertraute Objekte bevorzugen; solche also, die unser Wahrnehmungssystem leicht verarbeiten kann. Kunstwerke hingegen sind besondere Objekte: Sie lassen eine Vielfalt möglicher Bedeutungen zu und verwehren uns so eindeutige Interpretationen. Wir rätseln über Mona Lisas Lächeln, versuchen in abstrakten Kunstwerken Gegenstände zu erkennen und billigen sogar einem Pissoir künstlerische Qualität zu, sobald wir es in einem Ausstellungskontext antreffen. Künstlerin und Kognitionswissenschaftlerin Claudia Muth erforscht an der Universität Bamberg unter anderem die Frage, was uns an solchen Herausforderungen der eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten, dem Rätselhaften und Mehrdeutigen in der Kunst, reizt. Es geht weniger darum, das Kunsterleben zu »entschlüsseln« oder zu »entzaubern«, sondern einen Mechanismus zu ergründen, der Aufschluss über unser Interesse am Unerwarteten gibt. Empirische Studien sprechen dafür, dass das Erschaffen von Bedeutung selbst Vergnügen bereitet und das Versprechen eines solchen »ästhetischen Ahas« bereits unser Interesse am Werk steigert. Kunstwerke, die zu leicht »lösbar« sind, werden von Studienteilnehmern gar als uninteressant bewertet. Im Vortrag geht es darum, wie Kunst uns mit Einsichten belohnt und Vergnügen bereitet, selbst wenn wir ihre Rätselhaftigkeit nicht »auflösen« können.