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Code – Modul – Verhalten
Die Grenzen der evolutio­nären Psycho­logie

Vortrag von Dr. Richard David Precht

Für Friedrich Nietzsche war der Mensch das »nicht festgestellte Tier«, das einzige Lebewesen, das in seinem Verhalten nicht biologisch eindeutig konditioniert sei. Dagegen suchen Soziobiologen und evolutionäre Psychologen heute nach den biologischen Determinanten auch des Menschen. Bestimmt uns der Code der Gene? Haben wir biologische Verhaltensmodule im Gehirn? Der Vortrag wägt ab bis wohin biologische Erklärungen reichen können und warum ihre Reichweite so begrenzt ist. Er legt frei, an welchen Punkten sich evolutionäre Psychologen selbst missverstehen und woran dies liegen könnte und er erklärt den nicht zuletzt auch bio-physiologischen Unterschied zwischen biologischer und kultureller Evolution. Erst wenn wir die eigenständige Leistung des nicht-festgestellten Tieres erkennen, die Grenzen des biologischen Verhaltensdeterminismus zu überwinden, verstehen wir unsere Spezies. Die Logik der Gene ist nicht die Logik unserer Empfindungen. Die Logik unserer Empfindungen ist nicht die Logik unserer Gefühle. Die Logik unserer Gefühle ist nicht die Logik unserer Vorstellungen. Und die Logik unserer Vorstellungen ist nicht die Logik unseres Handelns.

*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.