Liebe im Gehirn – Auswirkungen von Zuneigung und Trennung auf die psychische Gesundheit
23.04.2013, 19:30 - 21:00
*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.
TdS Vortragsreihe »Von Sinnen« 2013*
Liebe im Gehirn
Auswirkungen von Zuneigung und Trennung auf die psychische Gesundheit
Vortrag von Dr. Christina Stößel
Die Liebe ist ein Teil der menschlichen Psyche, der in seiner Komplexität schwierig zu erfassen und zu beschreiben ist. Liebe kann große Glücksgefühle und ebenso tiefste Trauer auslösen und zeichnet sich im Anfangsstadium u.a. dadurch aus, dass Verliebte fast ausschließlich an den Partner denken, nur das Positive wahrnehmen und sich stark zum anderen hingezogen fühlen. Involviert werden erotische Gefühle ebenso wie kognitive Prozesse und bestimmte Verhaltensmuster. Nach einer Trennung kommt es oft zu einem emotionalen Ausnahmezustand, der bei längerer Dauer und starker Ausprägung bis hin zu einer klinischen Depression führen kann.
Der Vortrag gibt Einblicke in die »Romantic-Love-Studie«, die sich seit 2006 mit der Untersuchung dieses Phänomens in all seinen Ausprägungen beschäftigt. Im Bildgebungsteil der Studie werden Gehirnregionen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) identifiziert, die an der Emotion »Verliebtheit/Liebe« oder auch »unglückliche Liebe« bzw. »Trennung« beteiligt sind. Hierbei ist von Interesse, welche zerebralen Netzwerke aktiviert werden, wenn die Teilnehmer Fotos von ihrem Partner im Vergleich zu Erotikfotos oder neutralen Reizen betrachten. Psychometrisch werden u.a. Bindungs- und Liebesstile, das Ausmaß der Leidenschaft sowie die Kriterien und mögliche Parallelen zu psychiatrischen Krankheitsbildern wie z.B. Depressionen erfasst. Im Weiteren werden durch Blutentnahmen u.a. individuelle genetische bzw. hormonelle Voraussetzungen geprüft, die die Grundlage für bestimmte Verhaltensweisen oder Anfälligkeiten für psychische Erkrankungen darstellen können.
Erste Ergebnisse konnten zeigen, dass unglücklich Verliebte (frisch Getrennte) im Vergleich zu glücklich frisch Verliebten geringer ausgeprägte Aktivierungen in Hirnbereichen zeigen, die dafür bekannt sind, bei starken Emotionen beteiligt zu sein. Trennungstrauer und Depressionen weisen Ähnlichkeiten in den Gehirnaktivierungen auf. Zudem zeigen unglücklich Verliebte eine klinisch relevante depressive Symptomatik in der Psychometrie. Hier ergibt sich ein wichtiger Zusammenhang zwischen der emotionalen Bindung in Partnerbeziehungen sowie der Trauerverarbeitung nach Trennung und den individuellen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.