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Der transhumanistische Traum
Möglichkeiten und Grenzen des Neuro-Enhancements

Vortrag von Prof. Dr. Aljoscha Neubauer

Im Kontext der philosophischen Debatten um den »Transhumanismus« werden neue »Neuro-Enhancement«-Methoden intensiv diskutiert. Diese Methoden (u.a. Eingriffe in die menschliche Genetik, Smart Drugs und Transkranielle Gehirnstimulation) versprechen substanzielle Verbesserungen menschlicher Fähigkeiten und Eigenschaften, mit einem Fokus auf kognitive Fähigkeiten, Intelligenz, Kreativität, aber auch »Moralität«. Transhumanist(inn)en befürworten eine breite Anwendung, obwohl die Effektivität bislang bekannter Enhancement-Methoden als gering bis bestenfalls moderat bezeichnet werden kann. Eines der bestuntersuchten menschlichen Merkmale ist mit einer bald 150-jährigen Forschungstradition die menschliche Intelligenz. Intelligenz ist zwischenzeitlich in der Psychologie klar definiert hinsichtlich des Bedeutungsumfangs und der Strukturierung in Teilfähigkeiten; zudem besteht umfangreiches Wissen über förderliche und hinderliche Einflüsse auf die Intelligenzentwicklung des Individuums. Vor allem aber wurde inzwischen auch umfangreiches Wissen darüber entwickelt, welche Gehirneigenschaften ein »intelligentes Gehirn« ausmachen und inwieweit man durch moderne »Neurotechnologien« oder andere Interventionen Menschen intelligenter machen kann. Im Lichte dieser und vieler anderer (auch evolutionär-psychologischer) Befunde, die im Vortrag abrissartig präsentiert werden sollen, erscheinen transhumanistische Visionen, Intelligenz, Kreativität etc. durch relativ einfache Neuro-Interventionen substanziell steigern zu können, durch einen völlig unrealistischen Optimismus gekennzeichnet, und sie müssen in der Nichtberücksichtigung auch evolutionärer Befunde nicht nur als unangebracht, sondern sogar als gefährlich betrachtet werden. Abschließend soll noch auf das Verhältnis menschlicher zur künstlichen Intelligenz eingegangen werden.