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Zeit in Aktion
Wahrnehmung und Verarbeitung von Zeit in Handlungskontexten

Vortrag von Prof. Dr. Andrea Kiesel

Menschen sind oft erstaunlich präzise bei der Ausführung von Handlungen, die exakte zeitliche Koordination erfordern, zum Beispiel im Rahmen von zeitkritischen Computerspielen und auch beim Musizieren. Hier unterstützen Prädiktionsmechanismen die Planung von Handlungen. Grundlage sind gelernte Zusammenhänge von Zeitintervallen und zu erwarteten Veränderungen in der Umwelt, die es ermöglichen eigenes Handeln exakt zeitlich zu planen. Erstaunlicherweise gibt es im Handlungskontext jedoch eine Dissoziation in Bezug auf Verhaltensgenauigkeit und Erleben, d.h. Zeitwahrnehmung, denn die Wahrnehmung von Zeit in Handlungskontexten ist keineswegs exakt entsprechend der physikalischen Zeit. Stattdessen zeigt sich für das psychische Zeiterleben eine Verzerrung: Selbst erzeugte Effekte in der Umwelt werden als zeitlich früher wahrgenommen als gleiche Stimuli, die nicht selbst erzeugt wurden. Dieses Phänomen der »zeitlichen Bindung« wurde als impliziter Indikator eines »Sinnes« zur Wahrnehmung von Agency (Selbst-Verursachung) diskutiert. Trotz der Dissoziation von Wahrnehmung bzw. Erleben und Performanz in Bezug auf Akkuratheit kann die Wahrnehmungsverzerrung eine funktionale Rolle für Handlungslernen spielen.