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Nur die Besten?
Geniekult um 1900 und heutige Exzellenz­bestrebungen

Vortrag von PD PD Dr. Julia B. Köhne

Vorstellungen von Exzellenz, Exklusivität und Brillanz, die einen Status des Herausragenden und Hochwertigen anzeigen sollen, zirkulieren heute prominent in akademischen Kontexten. Die omnipräsente Rede von Elite-, Prestige- und Exzellenzuniversitäten, von Exzellenzinitiativen, -clustern und -strategien, von Bestenauslese, von Spitzen- und Höhenkammforschung und vom Zukunftskonzept sowie das Streben nach internationaler Sichtbarkeit haben die Positionierung und Wahrnehmung der bundesrepublikanischen Universitäten in Bewegung gebracht. Eine kritische Reflexion dieses Hangs zu Superlativen und suggestiver Selbstbelobigung stellt in Frage, was Wissenschaft mit majestätischen Exzellenzen, kostbaren Brillanten, zu erklimmenden Bergeshöhen oder Orientierung stiftenden Leuchttürmen zu tun hat. Inwiefern befördern eine punktuelle Ressourcenverteilung und die Herausbildung einer Leistungselite eine Trennung zwischen Geförderten und Nicht-Geförderten – und somit Ungleichheit? Eine historisierende Rückschau auf den Genie- und Persönlichkeitskult der Geisteswissenschaften um 1900 sowie damalige Intelligenz- und Hochbegabtenforschung sensibilisiert für ideologische Implikationen heutiger Exzellenzpolitik.