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*Veranstaltungen (1996–2015) im Rahmen des »Turm der Sinne« sind vor Gründung von Kortizes abgehalten worden; jedoch mit maßgeblicher Arbeit des heutigen Kortizes-Teams. Die Auflistung hier erfolgt nur aus archivtechnischen Gründen.

TdS Vortragsreihe »Von Sinnen« 2011*

Aus­gezeichnete Täuschungen
Die Gewinner des inter­nationalen »Best Visual Illusion Contest 2011«

Vortrag von Prof. Dr. Michael Bach

Unsere Sinnesorgane erfassen immer nur einen kleinen Teil der Welt. Damit wir wahrnehmen und agieren können, rekonstruiert unser Gehirn die Welt auf der Basis dieser unvollständigen Information – ein eigentlich unlösbares Problem. So gesehen stellen optische Täuschungen stellen keine Fehlleistungen unseres Sehsystems dar, vielmehr sind sie die seltenen Ausnahmen, die uns bei untypischen Situationen zeigen, dass Sehen immer Interpretieren heißt – wir konstruieren unsere Welt. Die aktuelle wissenschaftliche Interpretation davon beruht auf dem Bayesschen Wahrscheinlichkeitsbegriff.

Optische Täuschungen sind ein faszinierender Aspekt der Sehforschung. Seit Aristoteles bekannt, kommen laufend unerwartete Varianten und ganz neue Phänomene dazu. Beim jährlichen »Best Visual Illusion Contest« finden solche Beispiele. Im Vortrag werden die interessantesten Beispiele dieses und der Vorjahre vorgestellt und im Kontext »Sehen heißt immer Interpretieren« analysiert.

Die Grundthese des Vortrags wird also sein: Optische Täuschungen stellen keine Fehler des Sehsystems dar. Vielmehr hat die Evolution unser Sehen für alltägliche Sehaufgaben optimiert, diese Optimierung ist teils »fest verdrahtet«, und daher treten in atypischen Situationen Täuschungen auf. Formaler formuliert: Unser Gehirn rekonstruiert die Welt aus unvollständigen Informationen über einen Bayesschen Wahrscheinlichkeitsansatz. Am meisten beeindrucken »kognitiv undurchdringliche« Täuschungen, bei denen auch besseres Wissen nicht den Seheindruck verändert.

Angelegt als »Recreational Neuroscience« wird der Vortrag zunächst die Grundlagen des menschlichen Sehsystems überfliegen. Wahrnehmungsphänomene werden für die »Basisdimensionen des Sehens« gezeigt: Licht, Farbe, Raum, Bewegung und Gestalt. Lebendige Demonstrationen zeigen wie großartig unser Wahrnehmungssystem auf der Basis von Teilinformationen ein inneres Bild der äußeren Welt konstruiert; gleichzeitig kann diese Rekonstruktion aber auch irregeleitet werden.